Güngör Kaya hat sich für die äußerst fragwürdigen Geschehnisse nach dem Spiel in der Wattenscheider Lohrheide gerechtfertigt. Er habe lediglich seine Familie und Freunde in der Fankurve der 09er begrüßen wollen. Das nimmt man dem Oberhausener Stürmer auch durchaus ab. Angemessen war diese Aktion trotzdem nicht. Nach einer 0:5-Klatsche bleiben einem professionellen Fußballer eigentlich nur der Weg zu den eigenen Fans oder jener in die Kabine. Auch wenn es gegen den ehemaligen Verein ging. Kaya wird das auch von den RWO-Verantwortlichen und dem Mannschaftsrat zu hören bekommen. Er wird daraus lernen.
Doch diese unglückliche Aktion sollte einen Tag nach dem Debakel in Wattenscheid keine große Rolle mehr spielen. Zu sehr erinnerte das Spiel an die ersten schwachen Auftritte zu Beginn der Saison, die Trainer Andreas Zimmermann den Job kosteten. Der berühmte Effekt nach einem Wechsel an der Seitenlinie hat RWO die ersten Punkte eingebracht. Mike Terranova hat die Mannschaft emotionalisiert und den Kampfgeist geweckt. Wunder kann aber auch ein "Fußballgott" mit diesem Kader nicht bewirken. Der unerklärliche Einbruch am Sonntag nach der Pause wirft freilich grundlegende Fragen auf. Unter dem Strich bleibt nach acht Spielen festzuhalten: Rot-Weiß Oberhausen gehört nicht mehr zu den Spitzenteams der Regionalliga West. Das Team hat nur noch Mittelmaß. Und dafür gibt es Gründe.
Frühere Leistungsträger enttäuschen
Nach den Plätzen drei, vier und fünf in den Vorjahren hat das Umfeld den Angriff auf die 3. Liga herbeigesehnt. Stattdessen folgte in dieser Saison der Absturz. Manager Frank Kontny hat nicht die finanziellen Möglichkeiten, um Spieler aus der 3. Liga oder von Spitzenteams aus der Regionalliga zu kaufen. Die Abgänge der Leistungsträger Gideon Jung, Philipp Kühn oder David Jansen konnten nicht aufgefangen werden. Die Verpflichtungen in diesem Sommer haben anders als in den letzten Jahren noch nicht gezündet. Patrick Bauder ist an guten Tagen der einzige Akteur im Kader, der den Unterschied ausmachen kann. Robert Fleßers hat nach seiner langen Verletzungspause noch längst nicht sein altes Niveau erreicht. Kapitän Benjamin Weigelt kann der Mannschaft sportlich nicht mehr helfen, Simon Engelmann ist nicht mehr als ein talentierter Mitläufer.
Darüber hinaus hat das Mannschaftsgefüge durch die Abgänge der langjährigen Führungskräfte Christoph Caspari, Felix Herzenbruch und Jörn Nowak einen nicht unerheblichen Nackenschlag hinnehmen müssen. Wenn ein hochtalentierter, aber erwiesenermaßen schwerer Charakter wie Güngör Kaya sportlich nicht wie zuletzt in Wattenscheid funktioniert, kann er einer Mannschaft mehr schaden als helfen. Das hat der Auftritt in Wattenscheid im Ansatz unter Beweis gestellt.